Umgehungsstraßen-Visualisierung stößt auf großes Interesse
WARTENBERG - Vor einem Jahr traf sich der "Runde Tisch Ortsumgehung" zum ersten Mal. Jetzt fand im Wartenberg Oval die mit Abstand größte Sitzung zu diesem Thema statt, denn der Vorsitzende Jürgen Ackermann hatte die Bevölkerung Lauterbachs und Wartenbergs zu einer Visualisierung der geplanten neuen Umgehungsstraße B254n eingeladen. 700 Interessierte folgten der Einladung.
ca. 700 Interessierte Bürgerinnen und Bürger folgten der Einladung am 16. Januar ins Wartenberg Oval.
Fotos | Claudia Kempf
"Heute zeigen wir das, was viele schon auf dem Papier gesehen haben", stieg Ulrich Hansel, Regionalbevollmächtigter bei Hessen Mobil, ins Thema ein. Schon 2016 habe Hessen Mobil beschlossen, diese Visualisierung zu erstellen, "um Ihnen das zeigen zu können, was vielen schwerfällt, sich vorzustellen". Zudem erhoffe sich Hessen Mobil, beim Anhörungsverfahren im Herbst mit Hilfe der Bilder besser Fragen und Einsprüche beantworten und bearbeiten zu können.
Rainer-Hans Vollmöller, Dr. Jens Mischak, Jürgen Ackermann, Dr. Olaf Dahlmann, sowie von Hessen Mobil und Oliver Krebs.
Nachdem Verkehrsingenieur Oliver Krebs von der Trierer V-Kon.media GmbH vorgestellt hatte, wie er mit seinem Team die Fläche von rund 280 Quadratkilometern visuell aufbereitet hatte - inklusive einer Simulation des prognostizierten Verkehrs - startete zuerst der Blick auf die Trasse im Vogelflug. Los ging es hinter Maar. "Die Visualisierung kommt dem Endzustand sehr nahe", erklärte Hansel während der Präsentation. Gestoppt wurde die Fahrt auf Wunsch der Zuschauer an neuralgischen Punkten. So erfuhren die Bewohner Maars, dass der Knotenpunkt 1 von den nahegelegendsten Häusern rund 180 Meter entfernt verläuft, Bewohner des Lauterbacher Neubaugebietes "Am Stück" wohnen beispielsweise etwa 80 Meter von der neuen Trasse entfernt. Das Neubaugebiet Landenhausen ist etwa 220 Meter vom Knoten 5 entfernt. Kritische Zwischenrufe wie "Wenn der Lkw-Verkehr raus wäre, könnten wir uns den ganzen Mist sparen" wurden zwar vom Publikum beklatscht, von Jürgen Ackermann und Ulrich Hansel aber abgewogen. "Heute geht es nicht um die grundsätzliche Diskussion, sondern um die Informationen zur Planung", erklärte Ackermann.
Viel diskutiert wurde der Knoten 3, der zwischen Angersbach und Lauterbach in Höhe der Ziegelei liegt.
3D Bilder | hessen.mobil
Die Darstellung der geplanten Ortsumgehung mit Blick auf die Wartenberger Burgruine (weißer Turm, hinten, mittig im Bild).
Weiter ging es mit dem Film durch 17 Meter tiefe Einschnitte, über mehrere Dämme oder auch über 16 Meter hohe Brücken hinweg - wie zum Beispiel am Knotenpunkt drei, der zwischen Lauterbach und Angersbach in Höhe der Ziegelei verläuft. Die Brücke ist zugleich auch das höchste der insgesamt 23 Bauwerke auf der rund 11,8 Kilometer langen Strecke. "Ist es denkbar, dass der Knotenpunkt verschwindet?", fragte ein Zuhörer. "Nein", antwortete Ulrich Hansel klar. Der Knoten stelle eine zentrale Entlastungsfunktion für die Schlitzer Straße in Lauterbach dar und sei auch im Hinblick auf eine mögliche Umgehung der B 275 geplant - "auch wenn wir diese sicher alle nicht mehr erleben werden". Dennoch gab es gerade an dieser Stelle viele Nachfragen zur Verkehrssicherheit, zu Abbiegerspuren, Abständen und vielem mehr.
Hansel versuchte während des Vortrages möglichst viele persönliche Wünsche von Anliegern nach bestimmten Ausblicken mit und ohne Ortsumgehung zu erfüllen sowie diverse Abstandsfragen passgenau zu beantworten. Auf Nachfrage berichtete er auch, dass der 17 Meter tiefe Einschnitt der Umgehungsstraße an der höchsten Stelle 95 Meter breit sei. "Das sind im Quadrat fast ein Hektar verlorene landwirtschaftliche Fläche", kritisierte ein Betroffener im Publikum.
Es folgten Blick um Blick, Meter um Meter - und das nach der Vogelperspektive auch aus der erhöhten Sicht eines Autofahrers. "Dieses Haus, der Ausblick aus dem ersten Stock", auch das machte Hansel möglich. Überflogen wurde auch die Renaturierung der Lauteraue bei Angersbach. Wo jetzt ein gerade verlaufender Bach plätschert, soll sich das Gewässer in Zukunft in vielen Biegungen auf einer großen Fläche schlängeln. Nicht fehlen durfte auch der Blick auf die Burgruine Wartenbergs - und von dem Bauwerk zurück auf die Straße.
"Es wird an keinem Gebäude zu einer Lärmbeeinträchtigung kommen", antwortete Hansel auf Befürchtungen vieler Betroffener, dass der Verkehr auf der neuen Straße zu laut sei. Alle Wohngebiete befänden sich, so Hansel, in Bereichen, die keinen Lärmschutz nötig machten. Einen zusätzlichen Lärmschutz werde Hessen Mobil daher auch nicht errichten, erklärte Hansel auf eine weitere Nachfrage. "Denn wenn wir nicht müssen, können wir auch nicht, um es einmal flapsig zu sagen." Denn mit den Berechnungen, was zu erwartenden Lärm betreffe, "sind wir immer auf der sicheren Seite."
Sicher hätten noch viele Zuhörer gerne ihren persönlichen Ausblick gesehen und noch weiter mit den Experten diskutiert, doch nach rund zweieinhalb Stunden schloss Jürgen Ackermann die Sitzung.
Kommentar schreiben