PRESSEERKLÄRUNG Landschaftsschützer kritisieren „Windpark Wartenberg“/ Initiative will sich gegen weiteren Ausbau wehren
WARTENBERG/BAD SALZSCHLIRF - Zu Herbstbeginn wurde der Windpark in Wartenberg von der OVAG-Energie AG und ihrer Tochter HessenEnergie sowie dem Wartenberger Bürgermeister Dr. Olaf Dahlmann eingeweiht. Dazu melden sich die „Landschafts-schützer zwischen Rhön und Vogelsberg“ jetzt in einer Pressemitteilung zu Wort: „Windpark“: dieser geschönte Begriff suggeriere eine Feier im Grünen wie bisher im „Naturpark“ am Steinberg. Doch in der bisher intakten Natur des Steinberg-Waldes wirkten, so die Landschaftsschützer, gerade diese fünf neuen riesigen Wind-Industrie-Anlagen als Störfaktoren – „und sie beeinträchtigen das Landschaftsbild der touristisch attraktiven Gegend“.
Foto | Jörg Carstens
Für die Nachbargemeinden bedeute dies eine Beeinträchtigung ihres Lebensraums und auch wirtschaftliche Schädigung, fahren die Landschaftsschützer fort. „Aus der Sicht der Nachbarn und Landschaftsschützer gibt es also keinen Anlass zur Feier dieser ersten Wind-Industriezone am Steinberg mit seinem ,Naturpark‘ und ,Erholungs-Wald‘. Windräder im Wald lehnen nicht nur Landschaftsschützer, sondern 80 Prozent der Deutschen ab. Am Steinberg aber drohen weitere Windparks im Bergwald.“
Es gehe vor allem um Geld, nicht Umwelt, kritisiert die Gruppe: „Die neuen Windräder am Steinberg dienen keineswegs, wie es so schön heißt, primär der Umwelt; vielmehr bringen sie der Wartenberger Gemeinde und den Freiherrn von Riedesel als Landgebern vor allem Geld; ein Leitwort der OVAG-Feier ist denn auch ,Profitieren‘. Dieser Profit für Wenige geschieht auf Kosten von uns Allen, die wir als Steuerzahler für übermäßige Windkraft-Subventionen und steigende Strompreise aufkommen müssen.“ Wie im Fall des „Windparks Wartenberg“ sei Ende 2016 hessenweit eine bisher beispiellose Serie von „Last minute“-Windpark-Genehmigungen mit „Sofortvollzug“ durchgedrückt worden. „Aufholjagd nannte dies der grüne Wirtschafts- und Energieminister Al Wazir. Die Begünstigten konnten so gerade noch die bis Jahresende fließenden fetten Subventions-Gelder abschöpfen.“
Die „Landschaftsschützer zwischen Rhön und Vogelsberg“ kritisieren weiter: „Die Windräder sind in unserer eher windschwachen Region nicht wirtschaftlich. Oft stehen sie statt sich zu drehen. Die Räder stehen nicht nur still wegen ,Fledermäusen, Kranichen oder Wartungseinsätzen‘, wie Gerd Morber, EE-Bereichsleiter bei HessenEnergie, den Gästen in seiner Einweihungsrede weismachen wollte; vielmehr drehen sie sich oft nicht wegen der Wetterlage: Hier merkt es jedes Kind: Mal weht, mal nicht der Wind! Und woher kommt der Strom bei Windflaute? Meist aus Kohle- und Gas-Ersatzkraftwerken; denn Großstromspeicher für die unberechenbare Wind- und Sonnen-Energie gibt es kaum! Vertreter der Windkraft-Lobby und Politiker – nicht nur „grüne“ – vernebeln vor den Bürgern diese zwei fundamentalen Mängel des Wind- und Solarstroms: Nämlich dass er – im Gegensatz zu normalem ,grundlastfähigen‘ Strom aus konventionellen Kraftwerken – nur sehr unregelmäßig fließt und dass es als notwendigen Ausgleich dafür keine Großstrom-Speicher gibt. Windstrom-Nutzung im windschwachen Binnenland wie hier kann folglich überhaupt nur mit Ersatz-Kraftwerken funktionieren, auch wenn das nicht in den Mainstream der Erneuerbaren-Energien-Ideologie passt und daher verschleiert wird. Sonst gibt es keine Versorgungssicherheit in Deutschland.“ Möglichkeit und Wirklichkeit klafften, so die Gruppe, bei Windkraftanlagen-Nennleistung und realer Leistung auseinander. Nach Dr. Hans-Peter Frank, Geschäftsführer von HessenEnergie, „könnten rund 8400 Haushalte mit Strom versorgt werden“: So viel Strom erzeugen die fünf Anlagen pro Jahr – „allerdings“, schränkt die Initiative ein, „mit der entscheidenden Einschränkung: Wenn der Betrieb erwartungsgemäß läuft, das heißt im Klartext: Wenn der Wind regelmäßig und ausreichend weht. Dies tut er aber nicht hier, mitten im Binnenland, sondern bestenfalls in und an nördlichen Meeren, etwa in Offshore-Windparks. Hier in unserer Region wird im Durchschnitt nur etwa ein Sechstel der so genannten Nennleistung erreicht.“
Zwischen Strom-Erzeugung und Strom-Verbrauch bestehe, so die Landschaftsschützer, ebenfalls eine Diskrepanz: Es werde schon jetzt in Deutschland mehr Strom erzeugt als verbraucht. Zudem fehle es an Netzkapazitäten, die vorrangig geschaffen werden müssen. Fazit sei daher: „Wir brauchen hier also weder einen gegenwärtigen noch einen vorauseilenden Ausbau der Windkraft. Der Bau der Wartenberger Windräder war überflüssig. Der Windpark ist unwirtschaftlich, weil in windschwacher Region errichtet. Was droht: Die riesige ,Konzentrationszone‘ am Steinberg ist ein rechtskräftiges Faktum. Die fünf Windräder sind der erste, die ganze Natur- und Kulturlandschaft der Gegend vorbelastende Einbruch. Es ist also mit weiterem Windkraft-Ausbau zu rechnen! Dagegen kämpfen wir an.“
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