Sprecher der BI Pro Ortsumgehung zeigt Verständnis für Gegner
WARTENBERG - Jahrzehntelang gab es in Wartenberg nur eine Bürgerinitiative (BI): Sie
kämpfte für eine Ortsumgehung. Jetzt hat sich eine Bl gegründet, die genau das Gegenteil fordert. Doch die Fronten sind nicht verhärtet.
Archivfoto | Volker Nies
Matthias Keller und Hubert Reinhardt kennen sich bereits aus dem Kindergarten, spielten
zusammen Fußball, leben in derselben Gemeinde. Jetzt vertreten sie aber auf den ersten
Blick völlig unterschiedliche Standpunkte: Während Keller sich schon seit Jahren für eine
Verkehrsentlastung von Angersbach und Landenhausen einsetzt und Sprecher der vor
Jahrzehnten gegründeten BI Pro Ortsumgehung ist, ist Reinhardt seit Ende vergangener
Woche im Gespräch als Gesicht der neu gegründeten BI Pro Lebensraum Wartenberg,
die sich gegen eine Ortsumgehung einsetzt.
Dass es so gekommen ist, davon hat Keller erst aus der Presse erfahren. Überrascht ist er
nicht. ,,Wir leben in einer Demokratie, da ist es nur logisch, dass sich verschiedene Bewegungen bilden“, äußert er sich auf Anfrage unserer Zeitung ähnlich wie es auch Wartenbergs Bürgermeister Dr. Olaf Dahlmann (SPD) getan hat. Diese Situation ist für die Vogelsberggemeinde neu: In Lauterbach gibt es zwar bereits seit Jahren die BI IGGLU, die ein Gegner der geplanten Ortsumgehung ist, in Wartenberg hatte die BI Pro Ortsumgehung bislang ein Alleinstellungsmerkmal. ,,Es gab zeitweise kritische Stimmen von den Bewohnern des Neubaugebiets, aber auch das hat sich gelegt“, erinnert sich Keller.
Mit der neuen Situation konfrontiert, macht Keller deutlich, dass die Fronten nicht verhärtet sind. Im Gegenteil — er kann Reinhardt verstehen. ,,Im Grunde wollen wir doch beide dasselbe: Dass es vor unserer Haustür weniger Lärm gibt“, sagt Keller. Dass sich der Verkehr bei einer Ortsumgehung verlagert, ist ihm bewusst. ,,Bei einem Neubau der B 254 wird es einige wenige Verlierer geben, aber eben mehr Gewinner“, sagt er und verweist darauf, dass sich trotz der Diskussion um dieses Thema die aktuelle Beschlusslage in der Gemeindevertretung noch nicht geändert habe. Zu den Bedenken, dass eine Ortsumgehung den Gewerbetreibenden aus Wartenberg schaden würde, äußert er sich auch: ,,Ein Geschäft läuft nicht nur gut, weil es an einer Hauptstraße liegt. Es muss selbst dafür sorgen, attraktiv für Kunden zu sein.“
Für Keller ist klar, dass die Mehrheit der Wartenberger immer noch für eine Ortsumgehung ist. ,,Wir müssen aufpassen, dass wir die Sache nicht kaputt reden. Ich kämpfe nicht für mich, sondern für die Zukunft. Eine Gemeinde muss sich weiterentwickeln“, sagt er und stellt klar: ,,Hubert Reinhardt und ich können auch in
Zukunft noch zusammen ein Bierchen im Landenhausener Brauhaus trinken.“
Das Thema wird auch die Gemeindevertreter weiter beschäftigen. Nachdem in einer
Sitzung im Juni beschlossen worden war, dass ein extern beauftragtes Gutachten Informationen über die innerörtliche Entwicklung nach dem Bau einer Ortsumgehung schaffen soll, hat sich bislang wenig getan. Bürgermeister Dahlmann bestätigte auf Anfrage unserer Zeitung: ,,Es ist noch kein Auftrag an ein Planungsbüro erteilt worden.“ Zu weiteren Details wolle er sich zuerst in den gemeindlichen Gremien äußern.
Für Reinhardt von der BI Pro Lebensraum war die durchgeführte Unterschriftenaktion
am Samstag erfolgreich: 80 Ortsumgehungs-Gegner haben sich eingetragen.
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